Über uns

Die Geschichte der Romantischen Straße

Nach dem Vorbild des ältesten „Deutschen Reiseweges“, der seit dem Anbeginn des Tourismus von Würzburg nach Füssen, anfangs sogar bis Innsbruck führte, sind in anderen Ländern und Regionen Ferienstraßen entstanden, mit denen wir uns freundschaftlich verbunden fühlen.

Und in Deutschland? In der noch jungen Bundesrepublik wurden die seit 1939 ausgegebenen Lebensmittelkarten endgültig abgeschafft. Das „Wirtschaftswunder“ sorgte für stetig wachsenden Wohlstand und doch war es eine Zeit der Gegensätze: Hier die schöne neue Konsumwelt, dort die immer noch zerstörten Städte – Folgen eines verheerenden Krieges, den das verbrecherische NS-Regime startete.

Eine Straße als Aushängeschild

Man würde es heute als aktive Imagepflege bezeichnen, was die Erfinder der Romantischen Straße im Sinn hatten. Als 1950 die Ferienroute zwischen Würzburg und Füssen offiziell ins Leben gerufen wurde, sollte sie das Aushängeschild eines freundlichen Deutschlands sein, eines Deutschlands fernab von Hitler-Terror und Trümmerbergen. Eine an Kultur und Geschichte reiche Route, an der sich mittelalterliche Städte, Fachwerkhäuser, Schlösser, Burgen, sanfte Hügellandschaften und Weinberge reihen wie Perlen an einer Schnur. Eine Reise durch ein Land, das offen, freundlich und eng verbunden ist mit der europäischen Geschichte.

Amis on the Road

Es war ein in vielerlei Hinsicht mutiges Vorhaben, aber es ging auf: Amerikanische Soldaten waren die ersten, die auf der „Romantic Road“ Urlaub machten. Sie wollten ihren Familien zeigen, wo sie stationiert waren – und waren beeindruckt: von den mittelalterlichen Ensembles in Rothenburg und Dinkelsbühl, dem lieblichen Taubertal, dem Deutschordensschloss in Bad Mergentheim, der malerischen Landschaft im Pfaffenwinkel.

Reise mit Romantikgarantie

Keine andere der rund 200 deutschen Ferienstraßen würde so berühmt wie die 460 Kilometer lange Strecke vom Main bis zu den Alpen. Sie hat seit einigen Jahren einen Stammplatz unter den Top-Reisezielen ausländischer Besucher und Namensvetter in Brasilien, Südkorea und Japan.

Heute besuchen jährlich Millionen Menschen die Romantische Straße, die ihrem Namen auch als Radfern- und Weitwanderweg alle Ehre macht. Manche steuern nur einige Stationen an, manche stoppen in jedem der 29 Orte, bewundern die Herrgottskirche in Creglingen genauso wie die Wieskirche in Steingaden, genießen den Blick von der Burg in Wertheim genauso wie von der Marienbrücke auf Neuschwanstein, die Gärten in Rain genauso wie die Auenlandschaft um Wildsteig. Doch egal, wie lange man verweilt: Reichlich belohnt wird jeder, der sich hier auf die Reise begibt. Mit Kultur, Genuss – und natürlich Romantik in Reinform.

Heute & Gestern

Eine Straße erfindet man nicht alle Tage. 1950 sprossen zaghaft die ersten Wirtschaftswunderblüten, für eine Mark ging man ins Kino, und wer in der eben gegründeten Bundesrepublik einen eigenen Wagen fuhr, der hatte es schon weit gebracht.

Wo die Erfinder der Romantischen Straße damals den Mut her nahmen, eine der ersten Ferienstraßen aus der Taufe zu heben, sagt einem heute niemand mehr, kaum noch kennt man ihre Namen selbst zwischen Würzburg und Füssen. In der amerikanischen Besatzungszone des viergeteilten Deutschland setzten sie Hoffnung auf einen amerikanischen Touristenstrom.
Der kam, wurde größer, und heute ist der Name Romantische Straße auf den Straßenschildern überall auch auf japanisch zu lesen. Zuerst hatte er sich als Romantic Road bei US-Amerikanern eingeprägt, die als Besatzungssoldaten mit ihren Familien Urlaub machten. Die Gründerrunde in Augsburg zielte damals auf mehr, auch auf Rehabilitation des Urlaubsziels Deutschland nach allem Hitler-Terror. Man wollte sehr bewußt nicht nur US-Amerikanern, sondern ausländischen Urlaubern insgesamt mit den mittelalterlichen Reichsstädten entlang der Romantischen Straße ein anderes, lebensfreundliches und vielfältig in der europäischen Geschichte vernetztes Deutschland-Bild zeigen.

Was ist die Romantische Straße?

Weltweit ist keine andere deutsche Ferienstraße so bekannt geworden wie diese. Nur ein Beispiel: Laut einer Umfrage der neunziger Jahre kennen unter den reisefähigen Japanern 93 Prozent den Namen, also beinahe jeder. Wenn im morgenstillen Pfaffenwinkel kurz nach neun Reisebus um Reisebus japanische Gäste am Parkplatz unter der Wieskirche aussteigen lässt, scheint die Zukunft nicht mehr so fern, in der jeder zweite Japaner an die Romantische Straße gereist ist.

Was ist die Romantische Straße? Wenn in der Geometrie eine Linie die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist, so präsentiert sich die Romantische Straße als die schönste Verbindung von mehr als zwei Dutzend süddeutscher Orte, ausgestattet mit einer beachtlichen Zahl von Baedeker-Sternen erster Ordnung. Am bekanntesten unter den Orten der Romantischen Straße sind Rothenburg ob der Tauber, die Wein-, Bischofs- und Barockstadt Würzburg, Füssen, die Fugger- und Silberstadt Augsburg und das kleine feine Dinkelsbühl. Wer schon einmal die Romantische Straße gefahren ist, wird gleich noch ein paar Namen mehr nennen. Landsberg vielleicht oder Nördlingen, Bad Mergentheim mit dem Schloss der Deutschordensritter oder Feuchtwangen. Die Orte sind es, die den immer neuen Reiz der Romantischen Straße ausmachen.

Im Grunde haben die Römer die Straße gebaut, hört man heute. Auch das hat seine Richtigkeit, für den südlichen Abschnitt zumindest und wenn man sich nicht daran stört, daß die Via Claudia zwar wie die Romantische Straße von Füssen bis Augsburg dem Lech folgt, die Trassen aber nicht identisch sind. Im Jahr 47 n.Chr. wurde die Via Claudia Augusta über den Reschen- und Fernpaß über Füssen bis nach Augsburg und weiter an die Donau geführt.